CoVio – Forschungsverbund Kollektive Gewalt
Politische Krisen, Ausgrenzung, Diskriminierung, Antisemitismus, Rassismus, Kriege – zu den Herausforderungen unserer Gegenwart gehört, dass sie gewaltvolle Formen haben, die uns heute ganz unmittelbar wieder berühren. Ein Team aus Forschenden der Ruhr-Universität Bochum und der FernUniversität in Hagen wird diesen Herausforderungen offensiv begegnen. Mit einer gezielten Verbindung fächerübergreifender Forschungen werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Geschichte, Soziologie, Philosophie, Bildungs-, Politik- sowie Literaturwissenschaft zusammenarbeiten, um neue Wege einer intensiven Verbindung von Forschung, Bildung und Öffentlichkeit auszuloten und zu beschreiten.
Forschungen zu Formen von Gewalt können die Fragen, die heute dringend zu lösen sind, nur interdisziplinär angehen: Wie kann das Gedächtnis des Zweiten Weltkriegs bewahrt werden? Wer überliefert die Erinnerung an den Holocaust, wenn die Überlebenden und Zeitzeugen versterben? Warum scheinen Kriege immer wieder aufs Neue „entflammbar“? Wo liegen die Ursachen für die neuen Formen von politischem Populismus und Autoritarismus, die derzeit zu beobachten sind?
Das Bochumer Institut für Diaspora- und Genozidforschung steuert durch eine besonders einschlägige Schwerpunktausrichtung seine interdisziplinäre Expertise im Bereich von politischer Gewalt, Holocaust und Genozid bei. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften der FernUniversität bringen eine besondere Tradition in der Forschung in interdisziplinären Verbünden mit. Beide gemeinsam entwickeln nun innovative Strategien, die den Transfer der universitären Forschung in Bildung und Politik intensivieren.
Zu den Aufgaben des Kooperationsprojekts zählt daher vor allem der Aufbau eines Masterstudiengangs. Mit diesem wird eine in Deutschland einzigartige Weiterbildung zu Ursachen, Folgen und Formen von „Kollektiver Gewalt“ angeboten werden. Weitere Themen der Forschungen werden unter anderem die Verbindung zwischen Klima, Nachhaltigkeit, Religion und Gewalt betreffen.
Um die Vielschichtigkeit und Dynamik von politischer Gewalt zu erfassen, ist es notwendig, Identitätsbildungen und Ausgrenzungen zu verstehen sowie soziale Strukturen und kulturelles Wissen zu untersuchen. Mit dem Zusammenschluss stellen die Forschenden unter Beweis, wie hoch die einschlägige Expertise gerade in der Region des Ruhrgebiets ist. Die Forschungsgruppe zeigt aber auch, wie engagiert sich gerade in NRW die Universitäten im Zentrum gesellschaftspolitischer Fragen verstehen.
Die Förderung des Forschungsverbunds über einen Zeitraum von drei Jahren durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW wird als große Chance verstanden: Der besondere Zusammenschluss schafft eine nachhaltige Struktur, um Forschung und Bildung im Land weiter zu vernetzen. Die Herausforderung, Forschung und Lehre über Strukturen kollektiver Gewalt, Rassismus, Nationalsozialismus und Holocaust auch in den nächsten Generationen in Schule, Studium, Bildung und Weiterbildung zu verankern und dabei Fragen zu entwickeln, die die aktuellen Herausforderungen von Krisen und Gewalt erfassen können, wird mit dem regionalen Kooperationsprojekt aktiv angenommen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten umgesetzt.